Frauen & Familie

Verhütungsmittel
Die neue Lust auf Teamwork

Kondome, Hormone, ohne: Heute gibt es eine ganze Reihe an möglichen Verhütungsmethoden. Klingt nach viel Freiheit, ist aber in Wahrheit eine ziemlich einseitige Sache. Denn während für die Frau zig Verhütungsmittel existieren, gibt es sage und schreibe nur zwei Verhütungsmethoden für den Mann. Was macht das mit Frauen – und mit Männern? Wie lässt sich mehr Gleichberechtigung ins Thema Verhütung bringen?

Verhütung: Frust statt Lust?

Sex soll Spaß machen. Doch die Verhütungsmittel, die Frauen und Männern zur Verfügung stehen, lassen mittlerweile bei vielen Frust aufkommen. Warum liegt auch heute noch die Verantwortung für die Verhütung häufig bei der Frau? Zumindest kann man diesen Eindruck gewinnen, wenn man die Vielfalt der Verhütungsmethoden betrachtet, die für Frauen bestimmt sind – wovon im Übrigen nicht wenige mit belastenden Nebenwirkungen verbunden sind.

Wenn Männer aktiv und sicher verhüten wollen, haben sie dagegen die schlichte Wahl zwischen Kondom oder Vasektomie. Wobei eine Vasektomie, also das Durchtrennen der Samenleiter, eine eher endgültige Verhütungsmethode darstellt und damit für viele Männer als Option wegfällt. Dabei gibt es durchaus zahlreiche Männer, die genau das stört: Dass sie so wenig zur Verhütung beisteuern können. Wir fragen uns: Woran liegt es, dass es immer noch keine Pille für den Mann gibt? Warum wollen immer weniger Frauen mit Hormonen verhüten? Und was muss sich ändern, damit Verhütung endlich zur Paarsache wird? 

Verhütungsmittel für Männer

Nach der langen Liste der Verhütungsmittel für Frauen folgen hier nun die deutlich begrenzteren Möglichkeiten der Männer, die da wären: Kondom oder Vasektomie – wobei sich Kondome aktuell wieder wachsender Beliebtheit erfreuen. So zeigt eine Studie der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA), die Ende 2023 veröffentlicht wurde, dass das Kondom die Pille als Verhütungsmittel Nummer eins in Deutschland abgelöst hat. Über die Hälfte der Befragten
(53 Prozent) gab an, Kondome zur Verhütung zu nutzen. Die repräsentative Studie basiert auf einer Befragung von 1001 sexuell aktiven Erwachsenen zwischen 18 und 49 Jahren.

Auch die Zahl der Vasektomien steigt unter erwachsenen Männern an. Einige Experten sprechen sogar von einer jährlichen Zunahme von bis zu 30 Prozent. Kein Wunder, schließlich liegen die Vorzüge dieser Verhütungsmethode auf der Hand: Der Eingriff dauert nicht lange, ist mit niedrigen Risiken verbunden und bietet anschließend eine hohe Verhütungssicherheit. Denn bei einer Vasektomie werden beide Samenleiter durchtrennt, sodass keine Spermien mehr in die Samenflüssigkeit gelangen und der Mann folglich keine Kinder mehr zeugen kann. Diese Verhütungsmethode ist eine dauerhafte, die ausschließlich bei Männern Anwendung finden sollte, die keinen Kinderwunsch (mehr) haben. Eine „Refertilisierung“, bei der die durchtrennten Samenleiter wieder miteinander verbunden werden, ist zwar prinzipiell möglich. Doch das heißt nicht, dass der Mann dann automatisch wieder fruchtbar ist.

Ist die Pille noch zeitgemäß?

Die Pille ist neben dem Kondom das wichtigste Verhütungsmittel in Deutschland – auch das belegt die Studie der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA) aus dem Jahr 2023. Doch es fällt auf, dass die Nutzung der Pille über die Jahre rückläufig ist: Während 2007 noch 55 Prozent der Befragten die Pille verwendeten, sind es 2023 nur noch 38 Prozent. Diese Veränderung im Verhütungsverhalten hat mit der zunehmend kritischen Einstellung zu hormonellen Verhütungsmethoden zu tun. Vor allem jüngere Erwachsene lehnen eine Verhütung mit Hormonen mehr und mehr ab. Der Grund hierfür liegt nicht zuletzt in den zum Teil gravierenden Nebenwirkungen, die die Pille auf Körper und Seele der Frau haben kann. Einige dieser negativen Auswirkungen können sein:

  • Zwischenblutungen
  • Brustspannen
  • Übelkeit
  • Kopfschmerzen
  • Sexuelle Lustlosigkeit
  • Stimmungsschwankungen
  • Depressionen
  • Thrombosen
  • Lungenembolien

Zudem haben Beobachtungen ergeben, dass das Risiko für Brustkrebs durch die Pilleneinnahme erhöht sein kann. Auch Gebärmutterhalskrebs kommt häufiger vor.

Keinen Bock auf Hormone – und nun?

Da immer mehr Frauen sich bewusst gegen hormonelle Verhütungsmittel wie die Pille entscheiden, rücken alternative, hormonfreie Methoden in den Fokus, zum Beispiel die natürliche Familienplanung (NFP). Hierbei erfolgt die Verhütung über die regelmäßige Temperaturerfassung und Beobachtung des Zervixschleims.

Bei dieser Methode ist viel Übung gefragt – doch kann die Frau ihre Körperzeichen erst einmal richtig deuten, ist mit NFP eine sichere Verhütung möglich. Andere Frauen möchten lieber mit der Kupferkette oder -spirale verhüten. In der Gebärmutter eingesetzt, verhindern geringe Mengen Kupfer (Kupfer-Ionen), dass eine Schwangerschaft eintritt. Auch ein Diaphragma ermöglicht eine Verhütung ohne Hormone. Nachdem es wie ein Tampon eingeführt wird, legt es sich über den Muttermund und versperrt so den Spermien den Weg in die Gebärmutter. Ein zusätzlich verwendetes Verhütungsgel soll dabei die Sicherheit erhöhen.

Was ist eigentlich mit der Pille für den Mann?

Während es die Antibabypille für die Frau bereits seit den 1960er-Jahren gibt, kommt die Suche nach dem Pendant für den Mann nur schleppend voran. Zwar laufen auch aktuell noch Studien zu hormonellen und nicht hormonellen Verhütungsmethoden für Männer, die zum Teil sogar sehr vielversprechend sind, doch bislang hat es kein Mittel bis zur Marktreife geschafft.

So gab es zum Beispiel 2008 eine weltweite Studie der WHO, an der 302 Paare teilnahmen. Den Männern wurde hierbei ein Hormonpräparat gespritzt, welches die Spermienproduktion unterdrücken sollte. Obwohl 90 Prozent der Probanden das Mittel gut vertrugen, wurde die Studie 2011 eingestellt. Begründung: Es kam zu starken Nebenwirkungen wie Akne, Störung der Libido und Stimmungsschwankungen. Na, wenn das mal nicht ähnliche Nebenwirkungen wie bei der Pille sind, mit denen Millionen Frauen seit Jahrzehnten zu kämpfen haben …

Kürzlich haben Forscher aus den USA nun einen neuen, hormonfreien Wirkstoff entdeckt, der das Eindringen der Spermien in die Eizelle verhindern soll. Der Haken an der Sache: Bis dieser Wirkstoff auf den Markt kommen kann, dauert es vermutlich noch Jahre.

Grundsätzlich beklagen viele Experten, dass der Forschung das nötige Geld fehle, um die klinischen Studien zu finanzieren. Zudem habe die Pharmaindustrie prinzipiell kein Interesse an der Pille für den Mann. Denn mit der Pille für die Frau verdienen sie seit Jahrzehnten viel Geld. Sie fordern daher seitens der Politik mehr Unterstützung bei Forschungsprojekten.

Verhütung geht Frauen und Männer etwas an

Es dauert also noch, bis es die Pille oder Verhütungsspritze für Männer gibt. Doch bereits jetzt kann und sollte Mann sich aktiv am Thema Verhütung beteiligen. Zum einen, indem er das Gespräch mit seiner Partnerin sucht und gemeinsam mit ihr über eine geeignete Verhütungsmethode spricht. Zum anderen auch in finanzieller Hinsicht, indem er beispielsweise die Hälfte der Verhütungskosten übernimmt. Das zeugt von Respekt der Partnerin gegenüber und macht die Verhütung zumindest ein Stück weit fairer.  

FAQ zum Thema Verhütungsmittel

Wenn du verhüten willst, er sich aber komplett gegen Verhütung ausspricht, solltest du dich gegen Sex mit ihm entscheiden. Du kannst natürlich vorher versuchen, an seine Vernunft zu appellieren und ihm die Risiken für euch beide aufzeigen: ungewollte Schwangerschaft, sexuell übertragbare Krankheiten. Ihr könnt auch über verschiedene Verhütungsmethoden sprechen und die Vor- und Nachteile gegeneinander abwägen. Das sollte aber nichts an deiner Entscheidung ändern, ohne Verhütungsmittel keinen Sex mit ihm zu haben.

Wie so oft gibt es nicht „die beste Alternative“ zur Pille. Vielmehr hängt auch bei einer hormonfreien Verhütung die Entscheidung für eine bestimmte Methode von deinen individuellen Wünschen und Bedürfnissen (und natürlich auch von denen deines Partners) ab.

Hormonfrei zu verhüten, bedeutet, natürliche (zum Beispiel NFP), mechanische (zum Beispiel Kondome) oder chemische Methoden (zum Beispiel Verhütungsgel beim Diaphragma) zur Verhütung zu nutzen.

Das kann man so pauschal nicht sagen. Der Pearl-Index, welcher angibt, wie zuverlässig eine Methode zur Empfängnisverhütung ist, kann von Verhütungsmittel zu Verhütungsmittel unterschiedlich ausfallen. Am besten sprichst du mit deiner Frauenärztin oder deinem Frauenarzt über die für dich passende hormonfreie und sichere Verhütung.

Bei der „Pille danach“ handelt es sich um eine Maßnahme zur Notfallverhütung. Sie kann in Ausnahmefällen eingenommen werden, zum Beispiel, wenn das Kondom gerissen ist. Sie eignet sich jedoch nicht zur Schwangerschaftsverhütung für zukünftigen Geschlechtsverkehr.

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