Die Wechseljahre sind eine Zeit des Umbruchs, die jede Frau ganz individuell erlebt. Einige haben Hitzewallungen, Stimmungsschwankungen und Schlafprobleme. Andere wiederum spüren keinerlei psychische und körperliche Veränderungen. Und bei etwa einem Prozent der Frauen tritt die Menopause sogar vorzeitig auf. Über die Herausforderungen und Chancen dieses besonderen Lebensabschnitts.
Neuer Lebensabschnitt, keine Krankheit
Machen wir uns nichts vor: Die Wechseljahre haben nicht das beste Image. Überall hört und liest man von Schweißausbrüchen, schwankender Laune und mitunter sogar von einer „verlorenen Weiblichkeit“. Dabei sind die Wechseljahre, unter Fachleuten auch Klimakterium genannt, eine ganz natürliche Phase im Leben jeder Frau. Und wie bei jedem neuen Lebensabschnitt warten neue Herausforderungen, aber auch neue Möglichkeiten.
Zunächst:
Was genau sind eigentlich die Wechseljahre?
Als Wechseljahre werden die Jahre vor und nach der letzten Monatsblutung bezeichnet. In dieser Zeit geht die fruchtbare Phase der Frau in die Lebensphase über, in der sie keine Kinder mehr bekommen kann. Wie kommt es dazu? Ab der Pubertät reift in jedem Zyklus eine Eizelle in einem Eierstock heran und wird beim Eisprung freigesetzt. Nach etwa dreißig Jahren ist der Eizellenvorrat langsam aufgebraucht. Dieser schleichende Prozess geht mit hormonellen Veränderungen einher. Die Eierstöcke produzieren nach und nach weniger Geschlechtshormone – zunächst eine geringere Menge Progesteron, später dann auch weniger Östrogen. Der Eisprung bleibt öfter aus. Die Monatsblutungen werden unregelmäßiger. Es kommt zu kürzeren oder längeren Zyklen. Und schließlich bleibt die Periode ganz aus.
Die 4 Phasen der Wechseljahre:
- Menopause: Zeitpunkt der allerletzten Monatsblutung. Sie lässt sich nur rückblickend bestimmen. Dazu muss es mindestens ein Jahr lang zu keiner Blutung mehr gekommen sein.
- Prämenopause: die Phase der Wechseljahre vor der Menopause
- Perimenopause: ein Jahr vor, ein Jahr nach der Menopause
- Postmenopause: beginnt ab 12 Monate nach der Menopause und dauert häufig mehrere Jahre
Wechseljahre:
Welche Beschwerden können auftreten?
Etwa ein Drittel aller Frauen in den Wechseljahren hat überhaupt keine Beschwerden. Ein weiteres Drittel hat nur milde Symptome. Das letzte Drittel leidet unter starken Symptomen, die eine Behandlung erfordern. Zu den möglichen Beschwerden zählen:
- Schlafstörungen und Schlaflosigkeit
- Hitzewallungen
- Nachtschweiß
- Blutungen und Zwischenblutungen
- Depressionen
- Scheidentrockenheit
- Gewichtszunahme
Ob überhaupt oder wie stark eine Frau klimakterische Beschwerden haben wird, ist für niemanden vorhersehbar – auch nicht für deine betreuende Gynäkologin oder deinen betreuenden Gynäkologen.
Jede Frau schreibt ihre eigene Geschichte
Marie (63) gehört zu dem Drittel der Frauen, deren Wechseljahre nur mit geringen Beschwerden verbunden waren. „Ich glaube, dass ich es ganz gut getroffen habe. Zwar hatte ich eine Zeit lang vermehrt mit Nachtschweiß zu kämpfen und damit einhergehend mit leichten Schlafstörungen. Aber ansonsten war ich fit und beschwerdefrei.“ Marie spricht bewusst in der Vergangenheitsform. Denn laut ihrer Gynäkologin ist sie seit Kurzem durch mit den Wechseljahren. Sie befindet sich jetzt im sogenannten Senium („höheres Alter“), das etwa zwischen dem 60. und 65. Lebensjahr das Klimakterium ablöst.
Sina (36) hätte bis vor ein paar Monaten nicht im Traum daran gedacht, dass ihre Beschwerden durch vorzeitige Wechseljahre ausgelöst werden. Sie leidet seit Längerem an wiederkehrenden Hitzewallungen. „Die Hitzewelle breitet sich über meinem Gesicht, Hals und Oberkörper aus. Ich werde knallrot im Gesicht und fange wahnsinnig an zu schwitzen.
Dieser Zustand hält einige Minuten an. Kurze Zeit später überkommt mich ein unangenehmes Frösteln“, berichtet Sina. Ärztlich abklären ließ sie ihre Hitzeschübe lange nicht. Erst als auch ihre Regel über Monate ausblieb, ging sie zu ihrer Gynäkologin. Diese ließ verschiedene Hormonuntersuchungen im Blut durchführen. Kurze Zeit später erhielt sie die überraschende Diagnose: vorzeitige Wechseljahre. „Meine Eierstöcke wollen sich quasi in den vorzeitigen Ruhestand begeben.
Das war natürlich zunächst ein ziemlicher Schock für uns. Mein Mann und ich wünschen uns nämlich auf jeden Fall Kinder“, erzählt Sina. Damit ihr Kinderwunsch doch noch in Erfüllung gehen kann, probiert Sina derzeit die sogenannte Stimulationstherapie aus. Hierbei werden ihr bestimmte Hormone injiziert, die das Heranreifen des Follikels fördern sollen. Wenn das Ei herangereift ist, kann der Eisprung durch eine Injektion ausgelöst werden – und Sina könnte auf natürlichem Weg schwanger werden.Sollte die Therapie nicht anschlagen, besteht für sie auch noch die Möglichkeit, eine künstliche Befruchtung in Anspruch zu nehmen.
Wunderbare Wechseljahre?
Seit einigen Jahren versucht die Menopositivity-Bewegung, das Thema Wechseljahre aus der Tabuzone zu holen und die grundsätzliche Sichtweise auf diesen Lebensabschnitt zu verbessern. Denn ja, es gibt sie wirklich: die positiven Seiten der Wechseljahre! Zum Beispiel muss nach der Menopause endlich nicht mehr verhütet werden – zumindest nicht, um eine Schwangerschaft zu vermeiden.
Zudem treten bestimmte östrogenabhängige Erkrankungen oder auch zyklusabhängige Beschwerden nicht mehr auf. Häufig ändern sich in dieser Zeit auch andere Lebensumstände: Die Kinder sind aus dem Gröbsten raus, der Hausbau ist abgeschlossen. Viele Frauen haben endlich mehr Zeit für sich und ihre Hobbys. Sie machen vielleicht zum ersten Mal seit Jahren das, was sie selbst tun möchten, und nicht das, was von ihnen erwartet wird. Aus dieser Perspektive gesehen sind die Wechseljahre zweifelsohne ein bereichernder Lebensabschnitt, der Frauen neue Freiheiten und mehr Lebensqualität schenken kann.
FAQ zum Thema Wechseljahre
Wechseljahre – welche Symptome treten auf?
Vielen Frauen fallen zunächst Änderungen im Zyklus auf. Dieser kann verkürzt oder verlängert sein. Die Blutung kann stärker oder schwächer sein. Solche Zyklusschwankungen kommen allerdings nicht bei allen Frauen vor. Auch andere Symptome wie Hitzewallungen, Nachtschweiß, Stimmungsschwankungen und Schlafstörungen treffen bei etwa zwei Drittel der Frauen auf, wobei viele davon nur leichte Beschwerden haben.
Wann beginnen die ersten Symptome der Wechseljahre?
Bei den meisten Frauen setzen die ersten Symptome mit Mitte 40 ein.
Was können Frauen gegen Wechseljahresbeschwerden tun?
Am besten lässt du deine Beschwerden bei deiner Gynäkologin oder deinem Gynäkologen abklären. Gemeinsam könnt ihr dann einen individuellen Behandlungsweg für dich festlegen. Grundsätzlich lassen sich viele Symptome der Wechseljahre bereits mit einem achtsamen Lebensstil – viel Bewegung, gesunde Ernährung, wenig Stress – lindern. Auch bestimmte pflanzliche Mittel können sich positiv auswirken. Bei starken Beschwerden kann auch eine Hormontherapie sinnvoll sein.
Wie lange nach der Menopause treten Hitzewallungen auf?
Vor allem Frauen in der Postmenopause (letzte Regelblutung liegt bereits mindestens ein Jahr zurück) sind von Hitzewallungen geplagt. Aber auch zu Beginn der Wechseljahre und im späteren Verlauf können die Hitzeschübe auftreten. Durchschnittlich kommt es etwa sechs Jahre zu wiederkehrenden Hitzewallungen, dann lassen sie langsam nach.
Wann beginnt normalerweise die Menopause?
Bei vielen Frauen tritt die Menopause im Alter zwischen 45 und 55 Jahren ein, im Durchschnitt mit 51 Jahren.
Wie lange dauern die Wechseljahre?
Die Dauer der Wechseljahre ist individuell. In den meisten Fällen sind es etwa 10 bis 15 Jahre.
Muss man die Hormone in den Wechseljahren ersetzen?
Früher war die sogenannte Hormonersatztherapie verbreitet. Man erhoffte sich von ihr vorbeugende Gesundheitseffekte für Frauen – beispielsweise ein verringertes Risiko für Herz-Kreislauf-Krankheiten. Eine Studie der Women’s Health Initiative (WHI) aus dem Jahr 2002 zeigte jedoch, dass sich diese Hoffnung leider nicht bewahrheitet. Mehr noch: Sie zeigte, dass die Hormonersatztherapie erhöhte Risiken mit sich bringt, zum Beispiel für Brustkrebs oder Herzinfarkte.
Deshalb erhalten Frauen heute keine Hormontherapie zur Vorbeugung von Krankheiten mehr. Leiden Frauen unter belastenden wechseljahrsbedingten Hitzewallungen und Schweißausbrüchen, kann eine Hormontherapie aber unter bestimmten Voraussetzungen infrage kommen.
Wie sinnvoll ist ein Wechseljahre-Test?
Einige Frauen möchten ihren Hormonspiegel bei Fachleuten, zum Beispiel beim Gynäkologen oder Endokrinologen, bestimmen lassen. Das macht allerdings wenig Sinn. Denn die Hormonspiegel schwanken zu Beginn der Wechseljahre stark. Eine Momentaufnahme ist daher wenig aussagekräftig. Ein weiterer Minuspunkt: Die Krankenkassen bezahlen die Hormontests in der Regel nicht – mit Ausnahme von Fällen, bei denen ein Verdacht auf vorzeitige Wechseljahre besteht. Ihr ahnt es schon: Auch auf Selbsttests aus dem Internet sollte man lieber verzichten. Diese messen unter anderem den Spiegel des Gelbkörperhormons FSH. Ist dieser erhöht, soll das auf beginnende Wechseljahre hinweisen. Das Problem dabei ist, dass der Wert auch durch andere Faktoren erhöht sein kann. Manche Frauen gehen dann fälschlicherweise davon aus, in den Wechseljahren zu sein, und vernachlässigen beispielsweise die Verhütung.